Vor gut 24 Stunden wurde endlich der Vorhang gelüftet und eines scheint klar: Die neue Apple Watch ist keine noch nie da gewesene und alles in den Schatten stellende Sensation und trotzdem eine ziemlich interessante Smartwatch – bei der aber auch noch einige Fragen offen sind.
Zuerst die Fakten: Die Apple Watch kommt ganz Smartwatch-typisch in eckiger Form und folgt somit nicht dem Weg, den Motorola mit der runden Moto 360 eingeschlagen hat. Das Metallgehäuse wirkt edel und die abgerundeten Kanten lassen die Uhr trotz einer Dicke von rund 12 mm nicht ganz so wuchtig erscheinen. Aufgrund des kleinen Bildschirms sind die Möglichkeiten zur Touch-Steuerung begrenzt – daher setzt Apple hier auf einfache Wisch- und Tipp-Gesten. Zur weiteren Steuerung dient das als „Krone“ bezeichnete Drehrad.
Was die Smartwatch so alles kann, zeigt Apple auf der Website in zahllosen Anwendungen: Mit Navigation, Schrittzähler, Pulsmessung, Sprachassistenz und der Anzeige von Benachrichtigungen gibt es gewohnte Smartwatch-Kost, welche aber gut durchdacht scheint: So vibriert die Uhr beispielsweise bei der Navigation unterschiedlich, wenn und in welche Richtung man abbiegen muss – ein Blick auf die Uhr selbst ist dann nichtmal zwingend nötig. Dazu kommen praktische Funktionen wie Musik- und AirPlay-Steuerung oder die Nutzung des neuen Bezahldienstes „Apple Pay“ aber auch ganz ungewöhnliche Features wie eine Walkie-Talkie-Funktion, die Übertragung kleiner Skizzen und die Sendung des eigenen Herzschlags als Animation an einen anderen Apple Watch Träger.
Besonders in den letztgenannten Funktionen zeigt sich, dass Apple mehr als nur ein praktisches Stück Technik produzieren möchte: Der Nutzer soll nicht nur lästige Aufgaben einfach erledigen können sondern auch Spaß an der gesamten Benutzung haben – ein Gerät also, mit dem man sich gerne und so oft wie möglich beschäftigt und welches zudem auch noch der Funktion einer Uhr als Schmuckstück nachkommt.
Um dabei den unterschiedlichsten Geschmäckern und dem Drang nach Individualität nachzukommen bietet Apple zahlreiche Optionen an: Zum einen gibt es die Apple Watch in zwei Größen, einmal mit 38 mm Höhe etwas kleiner und einmal mit 42 mm Höhe als größere Uhr. Beiden gemein ist ein cleveres System zum einfachen und schnellen Austausch der Armbänder. Hier stehen zahllose Varianten aus Metall, Leder oder Silikon zur Verfügung. Die Uhr selbst ist aus drei Materialien in jeweils zwei Ausführungen erhältlich: Als klassische „Apple Watch“ aus Edelstahl (in hell und dunkel), als „Apple Watch Sport“ aus leichtem Aluminium (Silber und Spacegrau) sowie als „Apple Watch Edition“aus 18 Karat Gold (Gelbgold und Roségold). Von der bunten Sport-Uhr bis hin zum edlen Handschmeichler aus Gold stehen alle Möglichkeiten offen. So ist die Apple Watch auch einfach nur ein schönes Accessoire – ganz egal, was sie technisch alles leisten kann.
Es bleiben aber auch noch zahlreiche Fragen offen: Grundsätzlich arbeitet die Apple Watch nur im Verbund mit einem iPhone (ab iPhone 5) per Bluetooth angebunden und man sollte sie auch eher als eine Art Fernbedienung oder Erweiterung des iPhones sehen. Sollte nämlich das iPhone nicht dabei sein, dürften nur noch grundlegende Funktionen wie die Anzeige der Uhrzeit möglich sein.
Die Uhr hat anscheinend kein verbautes GPS, was insbesondere beim Tracking von Wegstrecken im Sport bedeutet, dass man nach wie vor das iPhone mitführen müsste. Auch ist die Apple Watch nur spritzwassergeschützt, nicht aber wasserdicht – ein Gang unter die Dusche könnte so das K.O. für die Uhr bedeuten.
Die Apple Watch hat einen internen Speicher, von dem auch direkt Musik gespielt werden kann. Wie groß aber der Speicher ist und wie ein Kopfhörer angebunden wird (wahrscheinlich per Bluetooth) ist noch nicht bekannt.
Die größte Unbekannte ist momentan noch die Akkulaufzeit und vieles deutet darauf hin, dass diese recht kurz ausfallen wird – aktuell wird auf eine Laufzeit von rund einem Tag spekuliert. Ein schwacher Trost ist da das schicke Ladekabel mit einem Magnetadapter, welcher an die Rückseite der Uhr angelegt wird.
Bis zum Marktstart Anfang 2015 dürfte Apple die Zeit sicherlich noch nutzen, um die Apple Watch weiter zu verbessern. Auch sollten bis dahin einige der offenen Fragen geklärt sein. Keine Frage ist jedoch schon heute der Verkaufspreis: Dieser soll bei $349 für die günstigste Version liegen.