Auch dieses Jahr lädt die größte Fahrradmesse der Welt nach Friedrichshafen: Neuheiten, Trends und Highlights aus der Welt des Fahrrads sind dabei garantiert – gutes Wetter in diesem Jahr dagegen nicht.
Eigentlich ist das Wetter bei einer Messe egal – spielt sich doch das große Ganze in riesigen Hallen ab, fernab von frischer Luft. Das trifft zwar prinzipiell auch auf die Eurobike zu, doch gibt es hier zusätzlich einen großen Außenbereich, auf dem fast jeder Hersteller seine Räder zum Test anbieten. Somit ist in diesem Fall das Wetter nicht ganz egal und wer (wie ich) am Donnerstag auf der Messe war, der wird es wissen: Es hat den Tag über fast komplett geregnet! An ausgiebige Testfahrten war so nicht zu denken, womit anderseits genug Zeit für die Messe an sich war.
Hier kommt dann gleich der zweite Wermutstropfen: Mehr und mehr Hersteller verzichten darauf, bei der Eurobike als Aussteller vertreten zu sein. Was sich schon in den letzten Jahren andeutete, findet 2017 seine Fortsetzung: So fehlen diesmal unter anderem Canyon und Schindelhauer. Diese Entwicklung ist auch den Machern der Eurobike bekannt, mit einem neuen Konzept und einem früheren Termin will man ab 2018 dem negativen Trend entgegensteuern.
Doch genug der schlechten Nachrichten – schließlich gibt es auch viele gute Neuheiten! Grundsätzlich zeigt sich, dass das Pedelec bzw. E-Bike inzwischen in jeder Fahrrad-Sparte angekommen ist (und manchmal fast schon dominiert). Die etablierten Hersteller arbeiten in diesem Sektor immer weiter daran, ihre recht großen Antriebe und Akkus möglichst unsichtbar zu verbauen. Einen Schritt weiter ist hier der neue Antrieb von Fazua, mit dem in Zukunft wohl einige cleane Räder verfügbar sein werde. Zum Start kommt der Motor in Rennrädern von Cube und Focus zum Einsatz. Coboc baut Stück für Stück sein Programm an minimalistischen E-Bikes aus und es finden sich inzwischen auch einige Nachahmer (zum Beispiel das neue Berleen von Kalkhoff). Stromer hingegen bringt mit dem ST5 ein radikales Bike mit integrierten Komponenten, das mit seiner robusten Bauart (und dem Preis) schon fast in Richtung Motorrad geht. Die Ideen und Produkte zum Thema Fahrrad sind also vielfältig, was auch der Rundgang zeigt – wie immer mit einem Schwerpunkt auf den Urban Bikes:
Fahrräder
Auch wenn Schindelhauer keinen Messestand hat: Das neue Allround-Modell Gustav ist dank der Auszeichnung mit dem Eurobike Award schon vor Ort zu sehen. Das Ausstellungsstück ist noch ein Prototyp, zeigt sich aber in einem seriennahen Zustand. Weitere Infos zum Schindelhauer Gustav gibt es in diesem Artikel.
Ebenso mit dem Eurobike-Award ausgezeichnet wurde des Mokumono: Ein Urban-Bike aus den Niederlanden, was vor allem durch den ungewöhnlichen Produktionsprozess auffällt. Mehr Infos dazu gibt es in diesem Artikel.
Keine Neuheit, aber völlig an mir vorbeigegangen: Mit dem Ristretto bietet Creme Cycles inzwischen auch ein Rad mit dem Gates Carbon Drive – also mit einem Zahnriemen anstatt der Fahrradkette – an. Zudem ist eine hochwertige Lichtanlage mit Scheinwerfer von Supernova am Frontgepäckträger verbaut.
Electra zeigt das Loft in einem matten, dunkelblauen Metallic. Sieht in Natura hervorragend aus, wird auf dem Foto hingegen nicht so deutlich. Am Stand von Cobi – dem vernetzten Fahrrad-Cockpit mit Lichtanlage (hier der Artikel dazu) – ist das Edelrose Metrea vom Direktversender Rose zu sehen: Ein sportliches Rad mit cleanem Look, Kettenschaltung eleganten Elementen aus braunem Leder. Brick Lane Bikes (BLB) zeigen das gewohnt breite Sortiment an Fahrradteilen, Zubehör sowie kompletten Rädern von klassisch bis sportlich. Und auch die Finnen von Pelago sind vertreten: Neben den Stahlrahmen-Rädern in vorwiegend klassischer Optik gibt es auch moderne Interpretationen ganz ohne Chromteilen zu sehen.
E-Bikes & Pedelecs
Unter den Gewinnern des Eurobike-Awards ist dieser Neuling zu finden: „Das Cowboy des gleichnamigen Start-ups ist ein cool designtes Urban-Pedelec aufgrund des im Sitzrohr verborgenen Akkus und des schön integrierten Lichts. Davon gibt es nicht so viele vergleichbare Modelle auf dem Markt. Zusammen mit der dazugehörigen App bietet das preisgünstige Pedelec auch noch Diebstahlschutz und GPS-Tracking – ein gelungenes Gesamtpaket.“ Dem Urteil der Award-Jury ist nichts hinzuzufügen.
HNF Heisenberg zeigt den Prototypen des neuen Modells SD1: Der Versuch, trotz eines Bosch-Motors ein elegantes Rad zu bauen, gelingt zumindest auf der Kettenblatt-Seite überraschend gut. Grund dafür ist sicherlich auch der ganz neue Active Line Plus Motor, der ein gutes Stück kleiner im Vergleich zu den anderen Bosch-Motoren ist. Beim Blick auf die andere Seite des Tretlagers sieht es dann wieder gar nicht so elegant aus …
Hiermit könnte alles ein Stück besser werden: Der neue Antrieb „Evation“ von Fazua wurde hier vor kurzem vorgestellt. Das System lässt sich unauffällig in den Rahmen integrieren, trägt nicht dick auf und lässt sich sogar fast ganz entfernen. Neben dem Prototypen eines Urban Bikes ist auch das „Project Y“ von Focus zu sehen. Dieses Rennrad – wie auch der Fazua-Antrieb an sich – wurden mit dem Eurobike Award ausgezeichnet.
Die Coboc-Neuheiten wurden bereits in diesem Artikel ausführlich vorgestellt – am Messestand sind alle vier neuen Räder dann auch zu sehen. Neben dem Zahnriemen-Rad Coboc ONE Brooklyn in Braunmetallic mit mattem Finish kann man somit auch die beiden Computer-Modelle der SEVEN-Modellreihe mit Gangschaltung begutachten (und im Außenbereich fahren).
Kalkhoff springt auf den Zug auf und bringt mit der Modellreihe „Berleen“ zwei Urban-Bikes mit fast unsichtbarem Antrieb: Der Akku sitzt im Unterrohr und ist herausnehmbar, der Motor ist im Hinterrad. Gesteuert wird das Rad einzig über einen Ein-/Aus-Schalter am Oberrohr, dort befindet sich auch die Akkuanzeige. Optional gibt es auch eine Variante mit Schutzblechen und integriertem Gepäckträger.
Das obere Ende der E-Bike-Skala definiert schon immer Stromer – und mit dem neuen ST5 loten die Schweizer die Grenzen neu aus. Ziel war, die Komponenten des Rads so gut wie möglich zu integrieren und damit auch alle Leitungen und Kabel zu verbergen. Durch zahlreiche eigens entwickelte Teile ist dies gelungen: Der Lenker integriert den großen Scheinwerfer, die Leitungen der Bremsen werden fast unsichtbar eingebunden. Das Display des Rads ist nun farbig, der Motor im Hinterrad nochmals stärker. Neu sind auch die großen Räder im 27,5″-Format, welche mit neu entwickelten Reifen von Pirelli ausgestattet sind.
Accessoires und Zubehör
Alles in allem bietet die Eurobike auch in diesem Jahr wieder einen gigantischen Branchen-Überblick. Wer aus der Nähe von Friedrichshafen kommt, kann morgen (Samstag, 2. September 2017) den Publikumstag nutzen und zudem viele Räder auf dem Testgelände fahren – wenn das Wetter denn mitspielt ;-)
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