Im Test: Coboc eCycle, das Singlespeed-Pedelec

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Das Coboc eCycle ist zweifelsohne eines der spannendsten Modelle auf dem stetig wachsenden Markt elektrisch unterstützter Fahrräder: Ein absolut puristisches Single-Speed Rad, dem man die elektrischen Komponenten kaum ansieht! Höchst erfreulich also, dass die Heidelberger dieses außergewöhnliche Pedelec für einen Test zur Verfügung stellten.

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Auch wenn sich in letzter Zeit – vor allem durch Mountainbike-Pedelecs – einiges ändert, so haftet den motor-unterstützten Fahrrädern immer noch der Ruf an, dass es sich hierbei vorwiegend um ein Fortbewegungsmittel für ältere Menschen handelt. Erschwerend kommt oft genug die abschreckende Optik dieser Räder hinzu: Ei-förmige Motoren, plump aufgesetzte Akkus und Displays sowie zahllose, offen verlegte Leitungen schmeicheln nicht gerade dem Auge. So vermitteln diese Räder meist die Botschaft, mehr Mittel zum Zweck statt Objekt der Begierde zu sein.

Genau hier macht das eCycle schonmal alles anders: Konzept des Rads ist ein Urban-Bike mit Singlespeed-Antrieb, klassisch-sportlicher Rahmengeometrie, eben genau einem Gang und zwei Bremsen. Fertig. Die sozusagen ursprünglichste Form des Fahrradfahrens ohne Schnickschnack mit der denkbar einfachsten und intuitivsten Bedienung. Und nach eben diesen Grundsätzen wurde auch die elektrische Unterstützung des Rads umgesetzt: der Akku ist fast unsichtbar im Unterrohr des Rahmens verbaut, der kompakte Motor steckt unauffällig in der Hinterradnabe. Eingeschaltet wird die Technik über einen einzigen Knopf auf dem Oberrohr, darunter zeigen vier LEDs die aktuelle Akku-Kapazität an. Selbst die Ladebuchse ist nahezu unsichtbar an der Unterseite des Oberrohrs angebracht und hält das Ladekabel magnetisch – eine clevere und zugleich praktische Lösung, die man auch von Apple’s MacBooks kennt. All diese Maßnahmen verhelfen dem Coboc eCycle zu seinem konsequenten Auftritt: ein sportliches, leichtes und aufs Wesentliche reduziertes Pedelec, das durch und durch Fahrrad geblieben ist – nicht nur optisch, sondern auch dank des geringen Gewichts von nur rund 14 kg, womit sich das eCycle auch ohne elektrische Unterstützung ganz problemlos bewegen lässt.

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Doch wie schlägt sich das eCycle im Alltag? Visuell zeugen einzig die aufleuchtenden Akkustand-LEDs von der aktivierten Motor-Unterstützung, doch spätestens beim ersten Tritt ins Pedal merkt man es spürbar: Synchron zur Pedalbewegung setzt der Motor ein und verhilft einem zu einer beeindruckenden Beschleunigung. Die elektrische Unterstützung läuft dann – Pedelec-typisch – bis zum Erreichen der 25 km/h-Marke, darüber hinaus hängt die mögliche Höchstgeschwindigkeit von der eigenen Fitness ab. Angenehm fällt auch die Arbeitsweise des Antriebs auf, den man akustisch nur durch ein äußerst leises summen wahrnimmt und welcher sich beim Erreichen der genannten 25 km/h sehr sanft abschaltet bzw. wieder zuschaltet.

Bei Fahrten im Stadtverkehr wird einem dann das ganze Potenzial des eCycles bewusst: Man kann völlig locker im Verkehr mitfahren, insbesondere beim Beschleunigen an der Ampel ist man nicht mehr langsamer als die anderen Verkehrsteilnehmer. In Summe legt man so seine Stecken durch die Stadt, bei einem deutlich geringeren Kraftaufwand, erheblich schneller zurück. Erstaunlich ist dabei, dass man mit dem einen Gang sehr gut zurechtkommt. Selbst im hügeligen Stuttgart reicht dieser meinem Empfinden nach völlig aus; an sehr steilen Straßen ist man zwar durchaus gezwungen, aus dem Sattel in den Wiegetritt zu gehen – trotzdem ist die Unterstützung des Motors so stark, dass sich die befahrenen Strecken stets angenehm bewältigen liessen. So verflog dann auch nach einigen Kilometern die Skepsis aufgrund der scheinbar fehlenden zusätzlichen Gänge. Und mit jeder Fahrt stellt sich dann sogar mehr und mehr das Gefühl ein, dass beim Konzept des Coboc eCycles alles zusammenpasst!

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Zu den technischen Daten: Die Akku-Reichweite gibt Coboc mit bis zu 60 km an, was durchaus hinkommt – nach einer Ausfahrt von insgesamt rund 50 km (bei zudem sehr heissen 35° Celsius) leuchteten immer noch zwei der vier LEDs. Mit dem mitgelieferten Ladegerät ist der über 300 Wattstunden starke Akku innerhalb von zwei Stunden wieder aufgeladen. Der Motor mit den Pedelec-typischen 250 Watt wird nach Coboc-Vorgaben von Bafang produziert. Auf expliziten Kundenwunsch kann übrigens die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 25 km/h abgeschaltet werden, die Nutzungserlaubnis auf öffentlichen Straßen ist damit jedoch hinfällig. Die Gabel ist aus Carbon gefertigt, der Rahmen ist eine Maßanfertigung aus Aluminium. Dessen Fertigung, wie auch die von Akku und Elektronik, findet ausschließlich in Deutschland statt – entweder direkt in Heidelberg oder bei regionalen Partnern. Durch diesen hohen Anteil von Handarbeit und lokaler Fertigung erklärt sich dann auch die unverbindliche Preisempfehlung von 4.999 Euro bei einer Auflage von 100 Rädern. Als Gegenwert erwartet einen dann ein hochqualitatives Rad mit perfekt aufeinander abgestimmten Komponenten, das sehr solide gebaut ist und dessen Technik – zumindest im Test – absolut verlässlich funktionierte.

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© Fotos: unhyped.de, 2014

Nach zweiwöchiger Nutzung fällt der Abschied vom Coboc eCycle schwer: Das Rad ist nicht nur ein schnelles Fortbewegungsmittel, mit dem man gleichwertig mit anderen Fahrzeugen im Stadtverkehr mitfahren kann. Es macht zusätzlich eben auch einfach nur unglaublich viel Spaß, damit unterwegs zu sein! Trotz allem sollte einem bewusst sein, dass das eCycle ein absolut puristisches Rad ist: Auf längeren Touren wünscht man sich manchmal den ein oder anderen Gang mehr und es gibt auch durchaus komfortablere Räder. Das Rad hat keine Lichtanlage, auch wenn diese im Stadtverkehr durchaus sinnvoll wäre. Doch will das eCycle auch gar nicht das komplette Allround-Rad sein. Es ist vielmehr die konsequente Umsetzung eines Singlespeed-Rennrads ins Pedelec-Zeitalter: Auf das Wesentliche reduziert und leicht, weitgehend wartungsfrei und vor allem verdammt schnell!

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