Wie schon im Artikel über das neue Canyon Urban Bike angedeutet, ging es am Donnerstag auf die Eurobike in Friedrichshafen. Mit über 1.200 Ausstellern zählt die Eurobike zu den größten und wichtigsten Messen rund ums Fahrrad weltweit – und bietet für die Branche einen perfekten Zeitpunkt, ihre Neuheiten für das Folgejahr vorzustellen.
Eins vorweg: Ein halber Tag ist eindeutig zu wenig an Zeit, die man für die Messe benötigt – zu viel gibt es zu sehen, zu groß ist das Gelände. Auch ein Grund, warum so mancher Messestand, zum Beispiel der von Grace mit den Pedelec-Neuheiten ONE.15 und Urban, schlicht verpasst wurde.
Doch nun zu den ausgestellten Modellen selbst: Grundsätzlich ist unübersehbar, dass E-Bikes/Pedelecs einen festen Platz erobert haben – so waren auch genau diese Räder die eigentlichen Stars auf vielen Messeständen. Insbesondere die elektrisch unterstützten Mountainbikes ziehen das Interesse auf sich und sorgen vor allem auch dafür, dass Pedelecs ihr althergebrachtes Image vom „Rentnerfahrrad“ nun endlich verlieren dürften. Antriebsseitig gab es neben der Übermacht an Bosch-Motoren auch einige Neuheiten zu sehen: So präsentierte Shimano den neuen STePS-Antrieb, der Brose-Motor war unter anderem bei Rotwild zu sehen und Haibike zeigte den neuen Yamaha-Antrieb in einer ganzen Armada neuer Mountainbikes. Auch Exoten wie ZeHus präsentierten ihre Lösungen für das elektrifizierte Fahrrad.
Neben zahlreichen Fatbikes – dem (Randgruppen-) Trend des letzten Jahres – gab es dieses Jahr einige Lastenfahrräder zu sehen; sicherlich ebenso ein Nischenthema, und trotzdem gerade für den Warentransport in Städten eine Sparte mit Potenzial. Den Großteil der ausgestellten Räder machten aber Mountainbikes und Rennräder aus, daneben gab es viele (und oft langweilige) Stadt- und Tourenräder zu sehen. Zudem fühlt sich inzwischen jeder größere Hersteller berufen, sich an klassischen Rädern in Retro-Optik zu versuchen – doch beherrschen nach wie vor die eher kleinen Produzenten diese Disziplin am besten, wie auch die Auswahl in diesem Artikel zeigt. Los geht’s also mit dem Rundgang Eurobike 2014 und einigen interessanten Neuheiten rund um Urban-Bikes, Zubehör und allem was dazu gehört!
Den Anfang macht das Urban Bike von Canyon: Sicherlich die spannendste Neuheit in dieser Sparte – mit integrierter Beleuchtung, komplett innen verlegten Kabeln und absolut cleaner Optik. Details dazu finden sich im separaten Artikel.
Pinion überraschte zur Messe mit gleich drei neuen Getrieben auf Basis des 18-Gang Topmodells P1.18 : Zum einen gibt es mit dem P1.12 eine 12-Gang Version (600% Bandbreite, Gangabstufung 17,7%, 2,35 kg), außerdem zwei 9-Gang Getriebe sich die unter anderem auch speziell für den Einsatz in E-Bikes anbieten sollen – das P1.9 XR (Extended Ratio mit 570% Bandbreite, Gangabstufung 24,3% und 2,2 kg) und das P1.9 CR (Compact Ratio, 364% Bandbreite, Gangabstufung 17,5%, 2,2 kg). Zum Vergleich: Das Topmodell P1.18 hat 636% Bandbreite, eine Gangabstufung von 11,5% und wiegt 2,7 kg. Die Gehäuse aller Modelle sind gleich und insbesondere mit einem Nabenmotor im Hinterrad könnten so ganz interessante Pedelecs entstehen. Als einer der ersten Hersteller setzt Grace mit den neuen Modellen ONE.15 und Urban auf dieses Konzept.
Bei Schindelhauer setzt man auf eine behutsame Erweiterung des Sortiments: Das seit diesem Jahr erhältliche Modell „Friedrich“ (hier im Test) bekommt mit „Frieda“ eine Damenrad-Variante zur Seite gestellt – ebenso mit Lichtanlage, Schutzblechen und Gepäckträger ausgestattet sowie mit einem leicht verlängerten Radstand im Vergleich zum bestehenden Modell „Lotte“. Weitere Neuerung: Die neuen Pinion-Getriebe ziehen gleich ins Schindelhauer-Sortiment ein und werden dafür als eigenständige Flaggschiff-Modellreihe geführt. Bisher war die 18-Gang Version ja als Ludwig XVIII erhältlich, nun heißen die Pinion-Modelle „Wilhelm“ und es gibt drei Ausführungen mit 9, 12 und den 18 Gängen. Vom Singlespeed-Rad „Siegfried“ gibt es zudem eine „Road“-Variante mit Rennradlenker und großartigen, gelochten Bremshebeln – einige Leser werden diese schon von der auf 30 Stück limitierten „Siegfried RR” Version kennen. Daneben gab es einige Zubehörteile zu bestaunen, die sich auch direkt bei Schindelhauer online bestellen lassen.
Das eCycle von Coboc war hier ja auch schon im Test. Wer wollte, konnte sich auf der Eurobike bei einer Runde im Testparcours selbst ein Bild von dem puristischen Singlespeed-Rad aus Heidelberg machen. Neben der regulären Version mit Bullhorn-Lenker stand auch ein Modell mit „normalem“ Lenker bereit:
Am Stand von Supernova gab es die ganze bunte Vielfalt der E3-Scheinwerfer zu begutachten. Ganz neu ist die Halterung für den kompakten E3 Pure 3 Scheinwerfer: Damit lasst sich dieser mittig am Lenker anbringen, was – zumindest wie abgebildet in schwarz – sehr gut aussieht.
Bleiben wir bei der Beleuchtung: Die Schutzbleche von Curana werden aufgrund ihres puristischen Designs und ihrer stabilen Konstruktion gern verwendet – und mit Hilfe der Lichtexperten von Busch & Müller wurde nun eine Variante mit integrierter Beleuchtung vorgestellt. Besonders für das Rücklicht ist das als „Ilu“ bezeichnete Modell schlicht genial! Vorne kann man sich etwas daran stören, dass das Schutzblech im Bereich des Scheinwerfers mehr vom Reifen absteht (was sich aber bei dieser Konstruktion nicht anders lösen lässt). Trotzdem einen höchst elegante Lösung zur Integration der Beleuchtung.
Wo es hier schon um Schutzbleche geht: Bei Woodie gibt es individuelle Schutzbleche in zahllosen Ausführungen. Wer sein Fahrrad individuell ausstatten möchte, sollte sich dort mal umschauen …
Cleane Urban-Bikes stellt auch Mika Amaro her (wie sich auch hier in der Übersicht „Urban Bikes mit Nabenschaltung” nachlesen lässt):
Aus Finnland kommen Pelago Bicycles, deren Sortiment zahlreiche Räder in klassischer Optik beinhaltet:
Ebenso klassische Räder kommen von Viva Bikes, bei denen es zudem viele kleine Details an den Rädern zu bestaunen gibt:
Die Briten von Pashley zeigten zahlreiche Modelle mit Nabenschaltung: So gab es zum Beispiel neben den Stadt- und Touren-Rädern „Aurora“ und „Countryman“ den sportlichen „Clubman“ und den brandneuen „Pathfinder“ – ein Cross-Rennrad – zu sehen.
Im Vergleich zu den vorher genannten Herstellern muss man Electra schon fast als Giganten bezeichnen, was sich auch in der Größe des Messestand abbildete. Und trotzdem schaffen es die Amerikaner, schöne Räder mit teils sehr individuellen Details zu bauen (so die Hammerschlag-Schutzbleche und Bremshebel der Ticino-Serie). Ganz neu aber sind die Modelle der „Loft“ Serie:
Auch bei Creme Cycles gab es schöne Räder zu sehen, das Highlight hier war aber der „E-Caferacer“: Ein Pedelec mit dem E-Matic Antrieb von SRAM ausgestattet. Das System besteht lediglich aus einem Akku mit Ein-/Aus-Schalter, welcher hier auf dem Gepäckträger hinter der hölzernen Abdeckung steckt, und einem 2-Gang Nabenmotor im Hinterrad. Das bisher einzige Rad mit dieser Technik war das Townie Go! von Electra – schon allein deshalb ist es schön zu sehen, dass jetzt ein weiterer Hersteller auf diesen Antrieb zurückgreift und ein optisch aufgeräumtes E-Bike für die Stadt baut.
Einen Besuch wert war auch der des Messestands von Brooks: Hier wurde stilvoll das inzwischen recht umfangreiche Sortiment an Fahrradzubehör gezeigt – unter anderem mit dem neuen Cambium Sattel, neuen Taschen und Rucksäcken sowie den mit Carrera entwickelten Helmen, welche sich platzsparend zusammenfalten lassen. Direkt am Stand angegliedert war zudem das Label PEdAL ED aus Japan, welches sich auf hochwertige Kleidung für Radfahrer spezialisiert hat.
© alle Fotos von unhyped.de, 2014
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