Jetzt auch Nikon: Jahrelang schauten die Japaner tatenlos zu, wie vor allem Olympus und Fujifilm neueste Kameratechnik in schicke Gehäuse im Retro-Design packten und diese höchst erfolgreich verkauften. Nun scheint man bei Nikon auch auf diese Idee gekommen zu sein: Heraus kommt mit der Nikon Df eine Kamera, die alles richtig machen will – dabei aber auch vieles falsch macht.
Während Olympus und Fujifilm moderne Kameratechnik (spiegellose Systeme, Klappdisplays, WiFi) in kompakte und übersichtlich gestaltete Metall-Gehäuse packen, versucht Nikon nun das Design alter Kameras über ein vorhandenes DSLR-Gehäuse zu stülpen. Heraus kommt eine recht klobige Kamera, die etwas unbeholfen mit zahllosen Einstellrädern übersät ist – welche wohl den Retro-Anspruch unterstreichen sollen. Abgesehen von der fragwürdigen Notwendigkeit dieser ganzen Bedienelemente ist es auch nicht wirklich konsequent, das Äußere des Gehäuses in silbern gefärbtem Kunststoff auszuführen, anstatt hier auf „echtes” Metall zu setzen (und auch die Teile mit Leder-Struktur sind nur aus Hartplastik). Rückseitig entpuppt sich die Kamera dann schlussendlich als eine übliche Nikon Spiegelreflexkamera mit aufgesetzter Skyline aus Einstellrädern. Sehen die Modelle der Konkurrenz aus wie moderne Kameras mit gestalterischer Referenz an klassische Fotoapparate, so sieht die Nikon Df aus wie eine alte Kamera, in welche einigermaßen moderne Technik gepresst wurde.
Rein technisch bringt die Kamera einen Pentaprismensucher mit, hat den 16 Megapixel Kleinbildsensor der Nikon D4 und kann auch mit allen non-Ai-Objektiven von Nikon (gefertigt zwischen 1959 und 1979) umgehen. Wer also noch Objektive aus dieser Zeit besitzt oder diese aus Nostalgie-Gründen nutzen möchte, für den gibt es nun die passende digitale Kamera dazu – die Bereitschaft vorausgesetzt, dafür dann knapp 3000 Euro zu berappen. Auf zeitgemäße Funktionen wie ein klappbares Display, Stabilisator im Gehäuse, WiFi, GPS oder die Möglichkeit zur Videoaufnahme wurde wohl – Retrowahn sei Dank – bewusst verzichtet.