Musik ohne großes Kabelgewirr auf Lautsprechern in der ganzen Wohnung wiedergeben zu können ist eine tolle Sache, zumal heute meist mobile Geräte wie Smartphones und Tablets als Musikquelle dienen. Wer sich daher ein wenig mit dem Thema der drahtlosen Musikwiedergabe beschäftigt, stößt unweigerlich auf zwei Systeme: Das von Apple entwickelte AirPlay-System und die derzeit immer populärer werdenden Geräte von Sonos. Wo die Unterschiede zwischen beiden Systemen liegen und wie sie sich im Vergleich schlagen soll dieser Artikel zeigen.
Grundsätzlich funktionieren beide Systeme so, dass über ein WLAN-Netzwerk die Musik kabellos und weitgehend verlustfrei von einem Abspielgerät auf ein Ausgabegerät wie einen Lautsprecher gestreamt wird. Gegenüber der Musikübertragung per Bluetooth (ebenso populär und dabei preisgünstiger) liegt der Vorteil bei AirPlay und Sonos aber darin, dass mehrere Ausgabegeräte gleichzeitig angesteuert werden können und dabei der Ton synchron abgespielt wird. Außerdem ist die Reichweite im WLAN-Netzwerk praktisch beliebig erweiterbar. Gesteuert werden können beide Systeme kabellos vom Computer oder vom Tablet bzw. Smartphone aus.
Das Sonos-System im Detail
Sonos baut für den Betrieb sein eigenes drahtloses „SonosNet“ Netzwerk auf. Dazu muss eine Sonos-Komponente per Netzwerkkabel an einen vorhandenen Router angeschlossen werden – dies kann einer der Sonos-Lautsprecher PLAY:1, PLAY:3, PLAY:5 sein, einer der Sonos-Verteiler CONNECT bzw. CONNECT:AMP oder die Sonos BRIDGE.
In den meisten Fällen wird man einfach die relativ günstige BRIDGE mit dem Router verbinden, hat damit dann das „SonosNet“ und kann nun die Sonos-Lautsprecher beliebig und eben kabellos in den Räumen verteilen.
Update (Herbst 2014): Mit der aktuellen Sonos-Software ist es nicht mehr zwingend nötig, das „SonosNet“ aufzubauen – die Sonos-Lautsprecher können nun auch in ein vorhandenes W-Lan eingebunden werden. Trotz allem empfiehlt Sonos für einen bestmöglichen und störungsfreien Betrieb die Nutzung des eigenen „SonosNet“, welches außerdem für den Aufbau von 3.1 oder 5.1 Heimkinosysteme nach wie vor nötig ist. Als neues Produkt gibt es nun den Sonos BOOST, welcher eine Weiterentwicklung der Sonos Bridge darstellt. Alle Informationen zum BOOST finden sich auch in diesem Artikel.
Wichtig zu wissen: Das Hardware-System von Sonos ist in sich geschlossen – das bedeutet, dass es eben nur von Sonos selbst passende Geräte bzw. Lautsprecher gibt und man an diesen Hersteller gebunden ist. Auswahl hat man trotzdem: So gibt es aktuell fünf verschiedene Lautsprecher, welche sich wie folgt unterscheiden bzw. nutzen lassen:
- Zum einen gibt es die drei aktiven Lautsprecher PLAY:1, PLAY:3 und PLAY:5. Diese sind zur „normalen“ Audiowiedergabe gedacht, haben einen integrierten Verstärker und müssen zur Nutzung eigentlich nur mit dem Stromnetz verbunden werden. Je höher die bezeichnende Nummer, desto größer, leistungsstärker und teuerer ist der Lautsprecher.
Nutzt man zwei Lautsprecher gleichen Typs im selben Raum, lassen diese sich per Software als ein Stereopaar zusammenschalten – ein Lautsprecher gibt den linken Kanal wieder, der andere den rechten Kanal. Beide Lautsprecher müssen dazu nicht mit einem Kabel verbunden werden.
Eine Besonderheit hat der PLAY:5 zu bieten: er besitzt einen Audio-Eingang, über den zusätzliche Abspielgeräte ins Sonos-System eingebunden werden können (z. B. MP3-Player oder CD-Player); weitere Hinweise dazu gibt es weiter unten beim Sonos-Verteiler CONNECT. - Wer mehr Bass haben möchte oder ein Heimkinosystem mit mehreren Lautsprechern aufbauen möchte, kann zusätzlich auf den Subwoofer SUB zurückgreifen. Dieser kann beliebig im Raum aufgestellt werden und muss nicht mit den anderen Lautsprechern per Kabel verbunden sein.
- Speziell für die Nutzung mit einem Fernseher ist die PLAYBAR gedacht, an die über einen optischen Audioeingang das TV-Gerät angeschlossen wird. Sie kann dann als einzelne Soundbar den TV-Sound wiedergeben oder mit zusammen dem Subwoofer SUB und zwei PLAY:1 Lautsprechern zum vollwertigen Surround-System erweitert werden.
Neben diesen Lautsprechern gibt es auch noch die eingangs erwähnten Sonos-Verteiler CONNECT und CONNECT:AMP. Beide dienen dazu, schon vorhandenes Audio Equipment Sonos-tauglich zu machen:
- Der Sonos CONNECT kann einerseits an eine bestehende Stereoanlage angeschlossen werden, Musik drahtlos empfangen und über die angeschlossene Stereoanlage wiedergeben.
Man kann aber auch an den Audio-Eingang am Sonos Connect ein beliebiges Gerät anschliessen (beispielsweise ein MP3-Player, CD-Player oder sogar ein Plattenspieler) – dann wandelt der CONNECT das empfangene Audiosignal um und kann es an weitere Sonos-Geräte im Haushalt verteilen.
Der Sonos Connect besitzt keinen integrierten Verstärker und benötigt zur Musikwiedergabe einen solchen (bzw. vorhandene Aktivlautsprecher). Sonos CONNECT empfiehlt sich also, wenn man eine Stereoanlage mit Verstärker besitzt und diese nun inklusive der neuen Streaming-Möglichkeiten weiterhin nutzen möchte. - Der CONNECT:AMP besitzt hingegen einen integrierten 55 Watt Verstärker, an ihn lassen sich so schon vorhandene, passive Lautsprecher direkt anschliessen. Zudem ist ein Subwoofer-Ausgang und – ebenso wie beim Sonos CONNECT – ein Audio-Eingang vorhanden. Der CONNECT:AMP empfiehlt sich dann, wenn man vorhandene Lautsprecher weiterhin benutzen möchte (dafür aber keinen zusätzlichen Verstärker einsetzen möchte).
Angesteuert wird das Sonos-System über eigene Apps. Diese sind für Mac, Windows, iOS (iPhone und iPad) sowie Android erhältlich, womit man also praktisch von jedem beliebigen Gerät aus Musik auf die Lautsprecher streamen kann. Ein Besonderes Feature bei Sonos ist die Möglichkeit, auf mehreren Lautsprechern unterschiedliche Musik abspielen zu können: So kann man beispielsweise von einem einzelnen iPad aus auf den Wohnzimmer-Lautsprechern eine ganz andere Musik laufen lassen als auf dem Lautsprecher in der Küche. Ebenso lassen sich natürlich alle Lautsprecher zusammenfassen, damit überall die gleiche Musik läuft.
Das AirPlay-System im Detail
AirPlay verwendet zunächst ein vorhandenes WLAN-Netzwerk. Über dieses kann dann Musik von Computern, einem iPad oder iPhone/iPod Touch auf unterschiedliche AirPlay-Empfänger drahtlos gestreamt werden. AirPlay ist – was die Empfangsgeräte angeht – ein offenes System. Das bedeutet, dass verschiedene Hersteller AirPlay-fähige Geräte herstellen können und alle als solche im Netzwerk erkannt werden. So gibt es gegenüber Sonos eine deutlich größere Auswahl an AirPlay-tauglichen Geräten von namhaften Herstellern wie Bang & Olufsen, Bose, Bowers & Wilkins, JBL, Loewe, Marantz, Denon, Onkyo, Philips, Pioneer, Sony oder Yamaha.
Um diesen Artikel übersichtlich zu halten, gibt es hier einen separaten Beitrag mit einer Auswahl an AirPlay-Lautsprechern.
Auch bei AirPlay lässt sich vorhandenes Audio-Equipment weiternutzen: Mit einer Apple AirPort Express empfängt man drahtlos Musik und kann sie über den analogen/optischen Audioausgang der AirPort Express an vorhandenen Geräten wie der Stereoanlage oder aktiven Lautsprechern wiedergeben. So hat man schon für unter 100 Euro eine preiswerte Möglichkeit, bestehende Gerätschaften AirPlay-tauglich zu machen. Für denselben Zweck lässt sich das – eigentlich für die Video-/Bildwiedergabe gedachte – Apple TV (bis einschließlich der 3. Generation) nutzen. Hierbei steht jedoch nur ein optischer Audioausgang zur Verfügung, d. h. der angeschlossene Verstärker/Aktivlautsprecher benötigt einen solchen optischen Eingang.
Zur Ansteuerung von AirPlay-Geräten stehen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl: Zum einen lässt sich auf Macs mit dem aktuellen Betriebssystem Mountain Lion systemweit die Audioausgabe via AirPlay übertragen. So können nicht nur iTunes-Inhalte sondern auch Musik von z. B. Youtube-Videos aus dem Browser übertragen werden. Wer nicht das aktuellste Betriebssystem nutzt oder an einem Windows-Computer sitzt, kann AirPlay direkt aus Apples Medienprogramm iTunes ansteuern. Des weiteren lassen sich Apples iOS-Geräte iPad oder iPhone und iPod Touch für das Streaming via AirPlay nutzen; auch hier kann inzwischen Systemweit das Audiosignal übertragen werden, d. h. man ist nicht auf eine bestimmte App festgelegt.
Neben diesen offiziellen Abspielmöglichkeiten hat sich im Laufe der Zeit (und Aufgrund der Popularität von AirPlay) eine umtriebige Szene entwickelt, die tadellos funktionierende AirPlay-Apps für Plattformen abseits von Apple entwickelt; so lohnt sich für Android Nutzer ein Blick in Googles Play-Store mit dem Suchwort „AirPlay“. Zudem gibt es auch einige Apps, die ein beispielsweise ausgedientes Smartphone zum AirPlay-Empfänger verwandeln. Eine Übersicht, wie sich AirPlay auch ganz ohne Apple nutzen lässt, bietet dieser Artikel bei Heise.
Im Gegensatz zu den Sonos-Lautsprechern ist via AirPlay keine Möglichkeit vorgesehen, aus zwei einzelnen Lautsprechern ein Stereopaar zu bilden. Auch lassen sich so keine Surround-Sets aus unterschiedlichen Lautsprechern bilden und es gibt auch keine separaten Subwoofer. Zudem fehlt die Möglichkeit, von einem Gerät aus unterschiedliche Audiostreams an verschiedene Lautsprecher zu senden – eine gleichzeitige Beschallung mehrerer Räume über iTunes ist nur mit der gleichen Musik möglich (jedoch lässt sich die Lautstärke für jeden der Empfänger einzeln regeln). Unter iOS kann hingegen nur ein einzelner Empfänger bzw. Lautsprecher angesteuert werden.
Fazit:
Das in sich geschlossene System von Sonos überzeugt durch einen großen Funktionsumfang bei gleichzeitig einfacher Bedienung. Viele, wenn auch teils spezielle, Features kann AirPlay gar nicht bieten: Das Zusammenschalten zweier Lautsprecher zu einem Stereopaar zum Beispiel, ebenso die Konfiguration eines Heimkinosystems und vor allem die Einspeisung externer Audiogeräte als Streamingquelle (mit dem Sonos PLAY:5 und den CONNECT-Modellen). Letztlich fehlt bei AirPlay auch die Möglichkeit, mehrere verschiedene Streams von einem Gerät auf unterschiedliche Ausgabegeräte zu verteilen. Wer diese Lösungen braucht, muss zu Sonos greifen – und damit auch tiefer in die Tasche: So kostet der günstigste Lautsprecher PLAY:1 zwar moderate 199 Euro, die Sonos BRIDGE schlägt mit weiteren knapp 50 Euro zu Buche. Der Preis für das Heimkinoset aus Soundbar, Rearlautsprechern, Subwoofer und Bridge liegt dann schon bei gut 1800 Euro. Und wer seine vorhandene Stereoanlage Sonos-tauglich machen will, braucht den Sonos CONNECT für gut 300 Euro. Für das Geld erhält der Käufer dann aber auch sehr gut verarbeitete und wohlklingende Geräte mit einer durchdachten und flexiblen Steuerung.
Dem gegenüber steht Apple mit AirPlay als günstigere Alternative mit einem fast schon offenen System (unglaublich, solche Attribute mit Apple in Zusammenhang bringen zu können ;-). Wem der begrenztere Funktionsumfang ausreicht, bekommt im Gegenzug die große Freiheit bei der Gerätewahl: Vom preiswerten Einstiegslautsprecher über solide HiFi-Komponenten bis hin zu attraktiven Designlautsprechern ist alles erhältlich. Mit Apples preisgünstiger AirPort Express lassen sich zudem bestehende Geräte ganz einfach anschliessen und AirPlay-fähig machen. Dazu kommt, dass AirPlay auch Videomaterial über das erwähnte Apple TV übertragen kann. Wer ein solches schon besitzt oder kaufen möchte hat damit also auch gleichzeitig einen AirPlay Musik-Empfänger.
Wie sieht es denn bei Euch mit AirPlay und Sonos im Vergleich aus – welchem System gebt ihr den Vorzug?
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